Threads nicht Threats, oder doch? [Kommentar]

Threads, nicht Threats
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Zwei der reichsten Männer der Tech-Welt tragen ihren Beef öffentlich aus. Zuckerberg schießt gegen Musk. Nicht nur über Social-Media-Kommentare, sondern seit Mitte der Woche auch mit einer direkten Kampfansage: Threads, der neue Nachrichtendienst von Meta, soll Twitter Konkurrenz machen. Und: er kommt (Zuckerberg)gerade recht. Ist doch Twitter (Musk) gerade verwundbarer denn je.

Dass Zuckerberg dabei das Essenziellste vergisst, zeugt einmal mehr davon, dass es im Alphastreit der beiden Mogule nicht primär um (mehr) Benefits für User geht. Denn, wenn Threads etwas ist, dann vor allem ein Threat gegen die Privatsphäre.

Erste Eindrücke über: Was Threads können soll, wie die ersten Tage anliefen und was wir davon halten.

Threads: Punkte für Zuckerberg nach Start des Twitter-Klons

Am Mittwoch Abend startet Zuckerberg den Twitter-Klon Threads. In mehr als 100 Ländern. EU ausgenommen.

Ziel des neuen Nachrichtendienstes soll es sein, Usern eine öffentliche Plattform zu bieten, auf der sie sich mit mehr als einer Milliarde Menschen austauschen können.

Dass Zuckerberg hier eine konkrete Zahl nennt, ist bewusst. Denn genau diese eine Milliarde hat Musk mit Twitter nicht erreicht.

Nicht die erste und nicht die letzte Spitze von Zuckerberg gegen Musk. So soll Threads auch das freundliche Pendant zum rauen Twitter sein.

Läuft zum Start gut für Zuckerberg. Die Zahl der User, die sich bei Threads anmelden, steigt innerhalb von nicht einmal zwei Tagen auf dreißig Millionen. Punkt für Zuckerberg.

Bei Twitter lief es zuletzt eher andersherum. User wechselten zu Mastodon, auch Werbekunden lösten sich vom einst erfolgreichsten Social-Media-Nachrichtendienst.

Es ist keine Geheimnis, dass hinter Meta nicht nur ein (Zucker)Berg an Finanzen steckt, sondern auch eine riesige Community an Usern.
Facebook zählt 2,9 Milliarden aktive Nutzende täglich.

Auf Instagram sind täglich 500 Millionen User aktiv. Monatlich mehr als zwei Milliarden.

Knapp ein Viertel der 4,18 Milliarden aktiven Smartphone User weltweit ist monatlich auf Instagram unterwegs.

Instagramverlängerung Threads?!

Ob das wohl was damit zu tun hat, dass User Threads nur über ihren Instagram Account nutzen können? Smarter Move von Zuckerberg. (Auf den ersten Blick).

Nutzende können instant ihr Instagram-Profil importieren und so den gleichen Accounts wie auf Instagram folgen. Schneeballeffekt ist also von vornherein bedacht und gegeben.

Wie auch bei Twitter gibt es bei Threads eine Nachrichtenleiste mit Beiträgen, die User kommentieren und teilen können.

Was Threads nicht kann

Im Gegensatz zu Twitter finden Threads User auf besagter Nachrichtenleiste aktuell jedoch nur die Kombi aus Posts von Usern, denen sie folgen und Content aus der Algorithmus-Bubble. Bei Twitter können sie auf zweites verzichten.

Nachrichten mit anderen Usern? Fehlanzeige.
Themen und Trends finden über eine intuitive Suchfunktion? Ebenfalls Fehlanzeige.

Mag für den ersten Hype ok sein, dass solche Features noch nicht da sind. Doch viel Zeit sollte sich Zuckerberg damit nicht lassen. Denn die erste Euphorie über yet another Social-Media-Plattform kann schneller vorbei sein, als man denkt.

Wird sich zeigen, ob sich Threads ins Nutzerverhalten fädeln kann und User wirklich NOCH eine Plattform brauchen, um sich zu informieren und auszutauschen. Ach nein, das geht ja noch nicht.

Threads ist Threat für DSGVO

Bislang können wir Threads ohnehin noch nicht nutzen. Und ganz ehrlich: SO schlimm finden wir das gerade nicht. Laut TechCrunch liegen Infos vor, dass Threads hochsensible Daten über User sammelt. Von Gesundheit und Finanzen über Browserverlaufe und Suchhistorie bis zu privaten Kontakten ist da alles im Visier von Threats. Sorry, von Threads.

Sieht nicht so prickelnd aus für Threads und einen zeitnahen Launch in Europa, respektive in der Europäsichen Union. Erst recht nicht, wenn man das Zuckerberg Projekt unter die Lupe des Digital Service oder Digital Markets Act legt (Handelskraft berichtete).

Abgesehen davon verlor Meta bereits Anfang des Jahres im Datenschutzstreit mit der EU. 377 Millionen Euro Strafe inklusive.

Diese Summe kommt übrigens on top zu Strafen wegen der Verletzung von EU Datenrichtlinien aus dem Vorjahr. Meta sitze demnach auf insgesamt 747 Millionen Euro Datenverletzungsschulden. Was ne Hausnummer.

Und hat Meta was draus gelernt?
Threads schon mal nicht in der EU einführen. Sichere Sache. (Eben nicht)

Laut eigenem Blogpost von Meta nach dem Jahres-Kick-off Dilemma, respektiere man die DSGVO und plane, sich mit den Entscheidungen und Geldstrafen zu beschäftigen. Gleichwohl wird auch (wieder) kommuniziert, was die DNA von Meta ausmache:

» Facebook and Instagram are inherently personalised, and we believe that providing each user with their own unique experience – including the ads they see – is a necessary and essential part of that service. «

Mhh, wird dann wohl nichts mit Alles oder Nichts, so wie sich das die Irish Data Protection Commission (DPC) vorstellt.

Oder eher: wird dann sicher was mit neuen Terminen vor Gericht und weiteren Geldstrafen.

Wenn Zuckerberg mit Threads in die EU will und seine Ankündigung an Musk nicht nur leere Kampfansagen bleiben sollen, dann muss Meta sich lieber früher als später und mehr als nur mit unseren Gesetzen und Vorgaben »beschäftigen«.

Musk droht Zuckerberg mit Klage

Nebenbei kann er sich ja auf die drohende Klage von Musk vorbereiten, dessen Twitter-Anwälte ihm heute in einen Schreiben die Nutzung vertraulicher Inhalte (wie ironisch) vorwerfen.

Zig Ex-Beschäftigte von Twitter – und davon gibt es ja reichlich – soll Zuckerberg für Threads eingestellt haben. Ex-Twitter Mitarbeitende, die eben über Geschäftsgeheimnisse verfügen.  80 Prozent hat Musk im Oktober 2022 entlassen. Rache ist Zucker(berg).

Meta weise die Anschuldigungen bislang zurück (Überraschung).

Ganz ehrlich: Ich bin nicht gehyped. Ich warte nicht sehnsüchtig auf ein EU-kompatibles Threads.

Ich bin simultan amused und genervt. Mehr genervt als amused. Denn es geht gerade überhaupt nicht um einen Vorteil für digitale User. Um eine bessere Plattform. Um Raum für Austausch. Es geht um zwei Männer, die so viel Kohle haben, dass man es sich nicht ansatzweise vorstellen kann. Zwei Männer, die die digitale Bühne nutzen, um ihre Testosteron-Kämpfe ausztutragen.
Das ist (schlechtes) Entertainment und keine Disruption. Die irgendwem was bringt, außer den beiden.

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Über Franzi Kunz

Trends gibt es unendlich viele. Jeder hat seine Berechtigung. Doch auf welche Trends kommt es für digitale Unternehmen an. Und vor allem für die, die es noch werden wollen? Franzi geht diesen Fragen nach. Als Digital Business Analyst und Techlead für die Marke Handelskraft spricht sie dafür seit mehr als sechs Jahren mit denen, die es wissen müssen: den Macherinnen und Machern des Digital Business. Ihre Erfahrungen sowie die Ergebnisse ihrer Recherchen bringt Franzi, unter anderem hier auf dem Blog, für euch aufs digitale Papier.